Tradition

Die Wilde Gungl führt in ihrem Namen den „Ungarn-deutschen Walzerkönig“ Josef Gung’l (1809–1889). Dessen Orchester, das die Leute einfach „Die Gungl“ nannten, machte regelmäßig Tourneen bis nach Russland und Nordamerika und war von 1864 bis 1870 in München zu Gast. Von dieser „Gungl“ waren auch die Mitglieder der bereits 1840 gegründeten und noch heute bestehenden „Münchner Liedertafel“ begeistert. Da viele Sangesbrüder auch ein Instrument „irgendwie beherrschten“ und ein Orchester für viele Veranstaltungen der Liedertafel und des 1861 gegründeten Bayerischen Sängerbundes benötigt wurde, gründete man bei der Weihnachtsfeier der Liedertafel 1864 ein eigenes Orchester, quasi einen „wilden“ Ableger der damals so bewunderten echten „Gungl“. Was lag näher, als von nun an das Ensemble „Wilde Gungl“ zu nennen. Im Gegensatz dazu ist der indirekte Namensgeber Josef Gung’l ein wenig in Vergessenheit geraten.

Mit Franz Strauss steht 1875 zum ersten Mal ein ausgebildeter Berufsmusiker am Dirigentenpult. Unter Franz Strauss spielte auch dessen Sohn Richard Strauss mehrere Jahre als Geiger in der „Wilden Gungl“.

Weitere Einzelheiten zur Geschichte der Wilden Gungl

  • Gegründet im Dezember 1864 von Mitgliedern der Münchner Liedertafel
  • 1. Vorstand: Ernst von Rutz
  • 1875: Aufstellung eigener Vereinsstatuten, Anmietung eines festen Probelokals („Zu den drei Rosen“ am Rindermarkt)
  • 1875 (–1896): Prof. Franz Strauss (Vater von Richard Strauss, Hornist des Bayerischen Hoforchesters) Dirigent der Wilden Gungl; ab jetzt symphonische Werke auf jedem Konzertprogramm
  • 1880: erste Aufführung eines Werkes von Richard Strauss durch die Wilde Gungl
  • 1885: Uraufführung des Festmarsches Nr. 2 C-Dur von Richard Strauss durch die Wilde Gungl
  • 1882–1885: Richard Strauss spielt als Geiger in der Wilden Gungl
  • 1888: Widmung eines Festmarsches durch Richard Strauss an die Wilde Gungl, der beim 60. Konzert des Orchesters 1889 uraufgeführt wurde
  • 1896: Franz Strauss muss aus gesundheitlichen Gründen das Dirigentenamt niederlegen
  • 1940–1948: keine öffentlichen Aufführungen, Probelokal im Jahr 1944 zerstört
  • Oktober 1947: Neubeginn der Probearbeiten
  • Dezember 1949: 1. Konzert nach dem 2. Weltkrieg
  • 22.11.1969: Verleihung der Pro-Musica-Plakette durch den Bundespräsidenten „als Auszeichnung für die (…) Verdienste um die Pflege des instrumentalen Musizierens und damit um die Förderung des kulturellen Lebens“; zu diesem Ereignis wurde der Festmarsch C-Dur von Strauss vor Bundespräsident, Oberbürgermeister und Ehrendirigent Dr. Knappe gespielt
  • 1996 von den Turmschreibern mit dem „Bayerischen Poetentaler“ ausgezeichnet